Pfizer

Ist Pfizer ein Turnaround-Kandidat?

Nach dem Hype um die Corona-Impfstoffe steckt Pfizer in der Krise: Der Aktienkurs ist eingebrochen, die Umsätze schwächeln, und neue Blockbuster lassen auf sich warten. Doch wie sieht es wirklich aus? Gibt es Hoffnung auf einen Turnaround – oder bleibt die Aktie eine Baustelle?

Ein Blick auf die aktuelle Lage

Pfizer befindet sich in einer schwierigen Situation. Der Aktienkurs hat sich nach den Höchstständen während der Pandemie bei rund 25 Euro stabilisiert, weit entfernt von den Spitzenwerten von über 40 Euro. Der Umsatz im dritten Quartal 2024 betrug 17,7 Milliarden USD – ein Plus von 31 % gegenüber dem Vorjahr. Doch ohne die COVID-19-Produkte Paxlovid und Comirnaty bleibt das Wachstum moderat bei 14 %. Pfizer kämpft damit, seine Umsätze in anderen Bereichen zu stabilisieren, während ältere Medikamente wie Ibrance (-13 %) oder Xeljanz (-36 %) zunehmend Marktanteile verlieren.

Die Dividendenrendite von etwa 6,5 % erscheint auf den ersten Blick attraktiv, doch ist sie nachhaltig? Pfizer zahlte in den ersten neun Monaten des Jahres 7,1 Milliarden USD an Dividenden aus, während die Ausgaben für Forschung und Entwicklung bei 7,8 Milliarden USD lagen. Die Dividende ist aktuell noch gedeckt, allerdings stark von zukünftigen Wachstumsimpulsen abhängig.

Woher kommt das Geld aktuell?

Pfizer erzielt einen großen Teil seiner Umsätze weiterhin mit Produkten, die während der Pandemie eine entscheidende Rolle spielten. Die wichtigsten Einnahmequellen im dritten Quartal 2024 waren:

1. Paxlovid: 2,7 Milliarden USD (+ 2,5 Milliarden USD im Vergleich zum Vorjahr).

2. Comirnaty (COVID-19-Impfstoff): 1,4 Milliarden USD (+9 %).

3. Eliquis (Antikoagulans): 1,6 Milliarden USD (+9 %).

4. Prevnar (Pneumokokken-Impfstoff): 1,8 Milliarden USD.

5. Vyndaqel (Behandlung der Transthyretin-Amyloidose): 1,4 Milliarden USD (+63 %).

6. Ibrance (Brustkrebstherapie): 1,1 Milliarden USD (-13 %).

7. Xtandi (Prostatakrebs): 561 Millionen USD (+28 %).

8. Padcev (neue Krebstherapie): 409 Millionen USD.

9. Nurtec ODT/Vydura (Migräne): 337 Millionen USD (+45 %).

10. Abrysvo (RSV-Impfstoff): 356 Millionen USD.


Vergleicht man diese Zahlen mit dem Vorjahr, wird klar, dass die COVID-19-Produkte weiterhin eine bedeutende Rolle spielen, während andere Bereiche stärker wachsen müssen, um die Lücke zu füllen.

Die Pipeline: Hoffnung in 108 Akten?

Mit 108 Projekten in der Pipeline hat Pfizer zumindest auf dem Papier eine vielversprechende Basis. Diese teilt sich wie folgt auf:

Produkte in der Registrierung

Obwohl diese Produkte bedeutendes Umsatzpotenzial bieten, ist es unwahrscheinlich, dass sie allein für einen vollständigen Turnaround von Pfizer ausreichen. Ein nachhaltiger Aufschwung erfordert eine kontinuierliche Pipeline innovativer Produkte, erfolgreiche Markteinführungen und effektive Marktstrategien. Die Produkte und Erwekiterungen  können jedoch einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung und zum zukünftigen Wachstum des Unternehmens leisten. 

Blockbuster der Zukunft?

Besonders wichtig sind die Fortschritte in den Bereichen Onkologie, Impfstoffe und innovative Medikamente wie Abnehmpräparate. Pfizer investiert massiv in Forschung und Entwicklung, mit einem Budget von 11 bis 12 Milliarden USD für 2024. Einige der vielversprechendsten Projekte sind:

Der Markt für Abnehmmedikamente ist riesig und könnte bis 2030 auf über 50 Milliarden USD anwachsen, doch die Konkurrenz ist groß. Novo Nordisk (Wegovy, Ozempic) und Eli Lilly (Orforglipron) sind hier bereits führend. 

Die Herausforderungen: Konkurrenz und Probleme

Trotz der vielversprechenden Pipeline stehen Pfizer einige Hindernisse im Weg. Besonders im Bereich der Gewichtsverlustmedikamente ist die Konkurrenz durch Novo Nordisk und Eli Lilly immens. Beide Unternehmen haben mit Semaglutid (Ozempic/Wegovy) und Orforglipron bereits etablierte Produkte bzw. Kandidaten, die in klinischen Studien hervorragend abschneiden. Pfizer muss hier schnell Fortschritte machen, um nicht weiter ins Hintertreffen zu geraten.

Ein weiteres Problem ist die Abhängigkeit von COVID-19-Produkten. Während Paxlovid und Comirnaty kurzfristig weiterhin für Umsätze sorgen, ist die Nachfrage stark rückläufig, da die Pandemie mehr und mehr in den Hintergrund tritt. Ohne neue Blockbuster wird es schwer, diese Einnahmen zu kompensieren.

Fazit: Ist Pfizer ein Turnaround-Kandidat?

Die Antwort lautet: Ja, aber unter Bedingungen. Die Pipeline bietet mit innovativen Produkten wie Danuglipron und neuen Krebstherapien durchaus Potenzial, doch Pfizer steht unter immensem Druck. Die Konkurrenz ist stark, und die Zeit läuft – insbesondere im Bereich der Abnehmpräparate. Auch die Dividende ist langfristig nur dann sicher, wenn neue Produkte erfolgreich auf den Markt kommen.

Pfizer hat die Ressourcen, um den Turnaround zu schaffen, doch Anleger brauchen Geduld. Sollte das Unternehmen 2025 oder 2026 erste Erfolge mit seinen neuen Medikamenten verbuchen, könnte sich die Aktie wieder erholen. Bis dahin bleibt sie jedoch ein Wackelkandidat – mit viel Risiko, aber auch viel Potenzial.